Salta, die Stadt des Lächelns und der Zug in die Wolken
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Morten und Rochssare schreiben auf ihrem gleichnamigen Blog mit Humor, viel Hintergrundwissen und auf eine fesselde Art über ihre Reisen durch die Welt. Ob zwei Jahre in Südamerika oder per Anhalter von Deutschland nach Asien, entdecken die zwei auf authentische Art die Menschen und Kultur der Länder, die sie durchkreuzen. Hier können Sie den beiden nach Salta in Argentinien folgen, wo koloniale Architektur und eine schwindelleregende Zugfahrt auf Sie warten.
Salta ist im ganzen Land als La Linda, die Schöne, bekannt.
Weit im Nordwesten Argentiniens befindet sich Salta, eine der herrlichsten Städte des Landes. Auf der Plaza 9 de Julio, dem Unabhängigkeitsplatz, treffen sich die Menschen. Sie genießen die warmen Sonnenstrahlen unter Palmen, erzählen einander die neuesten Geschichten. Es ist ein Ort des Zusammenseins. Hunderte Tauben gurren über den Platz. Hier sitzt Benito mit seinen Freunden. Wir kommen ins Gespräch und schon bald erklärt er uns das Wesen seiner Stadt. Salta ist ein kolonialer Schatz. Die Architektur vergangener Jahrhunderte blieb hier vollständig unversehrt. Gleich mehrere prächtige Gebäude, unter ihnen die hoch aufragende Kathedrale von Salta, säumen die Plaza. Ein Spaziergang durch die Stadt ist ein Fest für die Augen. Glanz und Gloria früherer Tage sind noch immer sichtbar.
Salta ist im ganzen Land als La Linda, die Schöne, bekannt. Das liegt nicht allein an der Architektur. Selbst im Winter herrschen hier angenehme 20 °C, das Nachtleben rund um den Bahnhof ist berüchtigt und den Salteños, den Bewohnern der Stadt, sagt man nach, dass sie immer gut gelaunt wären. Benito ist da keine Ausnahme. Während er spricht, strahlt er über das ganze Gesicht. Gleich neben der Plaza 9 de Julio befindet sich das sehenswerte archäologische Museum MAAM, das die Geschichte der Inkas erzählt. Der Höhepunkt der Ausstellung ist eines von drei mumifizierten Kindern, die 1999 eingefroren in den Anden an der Grenze zwischen Argentinien und Chile gefunden wurden. Sie gehören zu den besterhaltenen Mumien der Welt, die auch heute noch aussehen, als würden sie friedlich schlafen.
Die Hauptattraktion Saltas ist der Hausberg Cerro San Bernardo, der sich 285 Meter über den Dächern der Stadt erhebt. Eine Seilbahn befördert all jene bequem auf die Spitze, die keine Lust haben, die etwa 1000 Stufen hinaufzusteigen. Egal wie Sie nach oben gelangen, die Aussicht über Salta ist fantastisch. Besonders lohnt sie sich zum Sonnenuntergang, wenn die Laternen in den Straßen der Stadt zu leuchten beginnen.
Doch auch die Umgebung verspricht viel. Wenn Sie Salta individuell erkunden möchten und gerne wandern, sollten Sie einen Ausflug in die Quebrada de San Lorenzo einplanen. Die wild bewachsene Schlucht, auf über 1000 Höhenmetern gelegen, gehört zum Yunga. In ihr erhebt sich ein spektakulärer tropischer Gebirgsregenwald. Wanderwege führen durch das Unterholz, vorbei an riesigen, umgestürzten Baumstämmen, über wackelige Steine und Schlammlöcher bis hinauf auf einen Berg, den Mirador San Lorenzo. Schlingpflanzen hängen von den Kronen der Bäume herab. Moose bewachsen die Stämme. Wilde Orchideen säumen den Fluss, der sich langsam durch die Schlucht windet. Die Luft ist feucht und schwer.
Eine Zugfahrt in die Wolken
Wenn Sie in Salta Urlaub machen, kommen Sie um eine Fahrt mit dem Tren a las nubes nicht herum. Der Zug in die Wolken ist gelebte Eisenbahnromantik. Die Strecke gehört zu den fünf höchsten Bahntrassen der Welt und verbindet den Norden Argentiniens mit Chile. Auf 4.200 Höhenmetern führen die Gleise durch die Anden und schon am Tag vor der Abfahrt sollten Sie sich entsprechend vorbereiten. Das Tourismusbüro in Salta empfiehlt viel Wasser zu trinken, auf ausreichend Schlaf zu achten und wenn möglich auf Alkohol, Sex und den Verzehr von rotem Fleisch zu verzichten.
Der Zug in die Wolken ist gelebte Eisenbahnromantik.
Der Aufstieg über gut 3.000 Höhenmeter bis zum Viadukt La Polvorilla ist ein Kraftakt für den Körper. Zwei Krankenschwestern fahren in jedem Waggon mit. Sauerstoffflaschen befinden sich in den Gängen. Ein Abteil steht allein für die medizinische Versorgung zur Verfügung. Nichtsdestotrotz: Notfälle sind unwahrscheinlich. Am frühen Morgen beginnt die Fahrt noch vor dem Sonnenaufgang. Der Tren a las Nubes, schlängelt sich durch die atemberaubenden Anden Argentiniens. Die Strecke führt zunächst durch fruchtbare, grüne Tälern und vorbei an Tabakfelder die schon bald von den ersten Sonnenstrahlen begrüßt werden. Anschließend geht es hinauf ins trockene Puna-Hochland. Dabei passiert der Zug 29 Brücken, 21 Tunnel, 13 Viadukte, 2 Spiralen und 2 Zickzacks.
Der Zug gewinnt immer mehr an Höhe, das Klima ändert sich und mit ihm auch die Vegetation. Das satte Grün des Tals wird von trockenen Sträuchern abgelöst, auf die meterhohe Kakteen folgen. Das freundlich lächelnde Zugpersonal, das eben noch Kaffee reichte, verteilt nun wie selbstverständlich grüne Kokablätter. Eine Handvoll für jeden Passagier. Die Blätter werden zu Kugeln geformt und im Mund zerkaut, ohne sie dabei zu schlucken. Die so freigesetzten Wirkstoffe lindern die Nebenerscheinungen der Höhe, wie Schwindel, Übelkeit und Atemnot. Aber seien Sie unbesorgt, es ist allein die grandiose Landschaft, die Sie in einen Rausch versetzen wird.
Draußen vor dem Fenster ziehen Felswände vorbei, die bald schon ihre verschiedenfarbigen Gesteinsschichten zeigen – rot, gelb, lila und dunkelblau. In der Ferne funkeln die ersten schneebedeckten Gipfel der Anden unter dem weiten, blauen Himmel. Der Zug steigt immer höher bis zum Viadukt la Polvorilla. Es führt in 60 Metern Höhe über eine 220 Meter breite Schlucht und gilt als technische Meisterleistung. Allein für die Planung und Vorbereitung benötigten die Ingenieure drei Jahre, bevor sie mit dem ebenfalls dreijährigen Brückenbau beginnen konnten.
Hinter dem Viadukt la Polvorilla ändert der Zug die Fahrtrichtung. Gemächlich geht es zurück ins Tal, bis sie am Abend Salta erreichen. Schlendern Sie anschließend im Schein der Straßenlaternen durch die bezaubernden Gassen der Altstadt und vielleicht lassen Sie den Tag sogar mit einem Glas Malbec ausklingen. Salta, die Schöne, wird Sie bezaubern. Besuchen Sie die Stadt als Teil einer Argentinienrundreise oder entdecken sie Salta individuell. Doch lassen Sie sich die Stadt auf keinen Fall entgehen.